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Methode:Methoden in der Berufsorientierung für Frauen
Oberthema:Orientierung, Standortbestimmung, Reframingarbeit, Aktivierung und Motivation
Unterthema:Berufseinstieg
Titel:Stellen Sie sich das einmal vor!
Theoret. Abriss:Oft haben sich geschlechterspezifische Verhaltensweisen schon so sehr in unserem täglichen Denken, Sprechen und Handeln festgeschrieben, dass die Möglichkeit, es könnte auch anders sein, kaum mehr in Betracht gezogen wird. Sprache schafft ihrerseits Realitäten und hat daher einen nicht unwesentlichen Einfluss auf den Alltag von Frauen und Männern, Burschen und Mädchen. Der Kognitionswissenschafter Douglas R. Hofstadter stellt in seinen Arbeiten fest, dass es unmöglich ist "den sexistischen Knoten stillschweigender Annahmen zu lösen". (In: Spieß 2006, Seite 18) Er konstruierte ein Rätsel, das auf spielerische Art diesen sexistischen Sprachgebrauch in Frage stellt.
Art der Übung:Kleingruppenarbeit
Übungsziel:Hinterfragen von genderspezifischen Zuschreibungen, Sensibilisierung für gendergerechten Sprachgebrauch, Auslösen eines Aha-Effekts.
Quelle:Hofstadter, Douglas R. (1994): Metamagicum. Fragen nach der Essenz von Geist und Struktur, München.
Spieß, Gesine (2006): Voll gesellschaftsfähig! - mit einer gendersensiblen Lehre. Eine Materialsammlung. in: Mörth, Anita/Hey, Barbara, Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung der Universität Graz (Hg.): geschlecht + didaktik. Graz.
Becker-Schmidt, Regina/Axeli-Knapp, Gudrun (2000): Feministische Theorie, eine Einführung, Hamburg.
Beschreibung:Die Methode wird mit folgenden Worten einmoderiert: Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein Vater wird mit seinem Sohn in einen Verkehrsunfall verwickelt. Der Vater stirbt noch am Unfallort. Der Sohn wird schwer verletzt mit Blaulicht mit dem Rettungswagen in das nächstgelegene Krankenhaus gebracht. Er kommt sofort in die Notfallaufnahme, da klar ist, dass er operiert werden muss. Der diensthabende Chirurg betritt den OP, ist aber der Meinung, dass es sich um einen Routinefall handelt. Beim Anblick des Burschen wird er jedoch ganz blass und stammelt: "Das ist mein Sohn!"

Die erste Fragestellung, die nun in der Gruppe diskutiert werden soll, lautet: Irrte sich der Chirurg? Log er bewusst? Wie kam es zu dieser Aussage?

Die zweite Frage ist: Wer war der diensthabende Chirurg?

Des Rätsels Lösung lautet: "Der" Chirurg ist die Mutter des Burschen.

Im Anschluss an die Auflösung kann eine Diskussion über andere typisch männliche und weibliche Berufsbilder geführt werden.
Dauer30 min 
Anmerkungen:Die Verwendung des Artikels "der" ist ein Beispiel für den oben angesprochenen "sexistischen Knoten stillschweigender Annahmen". Bei dem Berufsbild "Arzt/Ärztin" ist diese geschlechtsstereotype Annahme bereits gut erforscht. So wurden z.B. Kindergartenkinder nach einem Besuch im Krankenhaus gebeten, ihre Erlebnisse aufzuzeichnen. Und obwohl fast das gesamte Krankenhauspersonal, das sie im Zuge des Besuchs gesehen hatten, weiblich war, zeichneten sie männliche Ärzte und weibliche Krankenpflegerinnen. (Vgl. Becker-Schmidt/Axeli-Knapp 2003)
Tipp:Die Gruppe kann nach weiteren Beispielen im täglichen Sprachgebrauch suchen, in denen "Mann" mit "Mensch" gleichgesetzt und verallgemeinert wird, obwohl es nicht der eigentlichen Situation entspricht.
Zielgruppe:Frauen in Handwerk und Technik
Jugendliche und junge Erwachsene nach Abschluss des Bildungsweges
Jugendliche und junge Erwachsene vor einer Berufs- oder Ausbildungswahl