AMS Logo MHB Logo
MHB Logo
Start Detailsuche BIZ Merkliste Info Kontakt
 
 
Methode:Methoden in der Berufsorientierung für Frauen
Oberthema:Potentialanalyse
Unterthema:Vereinbarkeit
Titel:Wenn ich groß bin
Theoret. Abriss:Mädchen rechnen bereits früh damit, dass sie in ihrer Lebensplanung Verantwortlichkeiten für Kinder mitberücksichtigen müssen, wohingegen Burschen ihre Zukunftsplanung wesentlich stärker auf berufliche Belange konzentrieren. Im Laufe des Lebens verändern sich oft die Vorstellungen, wie das Leben zu gestalten ist und die Schwerpunkte verlagern sich (z.B. vom Beruf zur Familie und wieder zurück, wie es das klassische Drei-Phasen-Modell für Frauen mit Kindern beschreibt).

Herauszufinden, wie die Vorstellungen sich geändert haben, kann dabei helfen, weitere Änderungen aktiv in Angriff zu nehmen. Der Lebensentwurf eines jeden Menschen enthält meist sowohl "typisch männliche" als auch "typisch weibliche" Anteile. Sich bewusst zu machen, dass es keine eindeutig (z.B. aufgrund des Geschlechts) vorherbestimmte Lebensplanung gibt, kann von gesellschaftlichem Druck befreien.
Art der Übung:Einzelarbeit
Übungsziel:Entwicklung von Lebensentwürfen abseits geschlechtstypischer Vorgaben
Quelle:Hartmann, Jutta (2006): Differenz, Kritik, Dekonstruktion, Impulse für eine mehrperspektivische Gender-Didaktik, in: Mörth, Anita/Hey, Barbara (Hg.): Geschlecht + Didaktik. Graz, S 1ff.
Hempel, Marlies (1995): Gleichberechtigung und Chancengleichheit von Mädchen und Jungen an den Grundschulen des Landes Brandenburg, in: Hempel, Marlies (Hg.): Verschieden und doch gleich. Schule und Geschlechterverhältnisse in Ost und West, Bad Heilbrunn, Seite 94-120.
Beschreibung:Von der/dem TR wird eine Fallstudie präsentiert, die im Zuge einer Untersuchung zu Lebensentwürfen von jungen Mädchen und Burschen von Marlies Hempel 1995 ausgewertet wurde:

"Wenn ich groß bin, will ich mit meiner Freundin zusammenleben [...] Und eine Familie werde ich vielleicht gründen, aber trotzdem noch mit meiner Freundin zusammenleben. Wenn ich eine Familie habe, muss mein Mann arbeiten gehen und ich auch, denn meine Kinder sollen sehr gut von mir und meinem Mann erzogen werden. Dann, wenn wir sehr viel Geld haben, wird dann nur noch mein Mann arbeiten gehen. Ich werde mit meiner Freundin am Fenster sitzen und einen Kaffee trinken. Wenn ich alt und runzelig bin und mein Mann gestorben ist und die Kinder ausgezogen sind und meine Freundin noch lebt, werde ich mit ihr am Fenster sitzen und einen Tee trinken oder mehrere."

Im Anschluss an die Geschichte erhalten die TN eine viertel Stunde Zeit, um sich in die Zeit zurückzuversetzen als sie selbst elf Jahre alt waren und den Text verfassen, sie selbst zu der Zeit zum Thema "wie ich mir mein weiteres Leben vorstelle" geschrieben hätten. Danach wird auf ein zweites Blatt geschrieben, wie sich die TN gegenwärtig ihr zukünftiges Leben vorstellen. Dazu sollte ebenfalls eine viertel Stunde Zeit zur Verfügung gestellt werden.

Nun sollen die TN die beiden Geschichten miteinander vergleichen und für sich selbst folgende Fragen beantworten: Was sind die wesentlichen Unterscheide? Wodurch sind die Unterschiede entstanden? Ist es im Nachhinein betrachtet enttäuschend, dass die Lebensentwürfe der Elfjährigen nicht realisiert wurden? Woran scheiterte es, dass das nicht passiert ist? Gibt es den Wunsch, die Lebensziele der damals Elfjährigen weiter zu verfolgen? Wenn ja, welche Möglichkeiten stehen mir dazu zur Verfügung?
Dauer1 h
Materialien:Schreibpapier, Stifte.
Anmerkungen:In einer gemischt-geschlechtlichen Gruppe können die Lebensentwürfe und deren Unterschiede im Hinblick auf "typisch männliche" und "typisch weibliche" Kriterien in Kleingruppen untersucht werden. Auch in einer geschlechtshomogenen Gruppe kann in Kleingruppen ausgetauscht werden, welche gemeinsamen Erfahrungen es bei den TN gibt.

Tipps: Um den Geschlechteraspekt bei der Methode zu vertiefen, können die Fragestellungen aufgeworfen werden: Welche Charakteristika enthält der Lebensentwurf, die für Frauen als typisch gelten? Welche neutralen Merkmale kommen vor? Welche Aspekte sind eher problematisch (z.B. weil sie nicht verwirklicht werden konnten) - die tendenziell Männern zugeschriebenen Lebensvorstellungen, oder die tendenziell Frauen zugeschriebenen?