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Methode:Methoden in der Berufsorientierung für Frauen
Oberthema:Orientierung, Standortbestimmung, Reframingarbeit, Aktivierung und Motivation
Unterthema:Berufseinstieg
Titel:Zwei auf diesem Bild sind anders
Theoret. Abriss:Im Laufe unserer Sozialisation haben wir alle implizit erfahren, welche Rollenbilder für welches Geschlecht "passend" sind - und welche nicht. Ebenso wie sich die Geschlechterstereotype im Haushalt kaum verändern (Haushalts- und Versorgungsarbeit ist nach wie vor nahezu unangetastet Frauenarbeit), halten sie sich auch in der Berufswelt hartnäckig. Mitunter braucht es einen kleinen Anstoß, um die Perspektive wechseln zu können und festzustellen, dass es nicht zwangsläufig so sein muss, dass Frauen "im Sozialbereich" arbeiten und Männer "in der Technik".
Art der Übung:Einzelarbeit
Übungsziel:Bewusstmachen und Abbauen von Vorurteilen, Erweiterung der Perspektiven auf geschlechtsuntypische Berufe, Erleben eines Aha-Effekts.
Quelle:Hartmann, Jutta (2006): Differenz, Kritik, Dekonstruktion, Impulse für eine mehrperspektivische Gender-Didaktik, in: Mörth, Anita/Hey, Barbara, Koordinationsstelle für Geschlechterstudien, Frauenforschung und Frauenförderung der Universität Graz (Hg.): Deschlecht + Didaktik. Graz.
Beschreibung:Die/Der TR zeigt den TN ein Foto, auf dem mehrere Personen möglichst deutlich zu sehen sind. Unter den abgebildeten Personen auf dem Foto sollen sich mindestens zwei Frauen befinden. Die Gruppe von Leuten auf dem Foto sollte möglichst alltäglich aussehen, also keine auffälligen Merkmale besitzen (z.B. keine ungewöhnliche Kleidung oder Frisuren haben).

Die TN bekommen nun zwei Fragen gestellt, die jedeR für sich beantwortet und begründet. Die erste Frage lautet: "Zwei auf diesem Bild sind anders. Wer?" Im nächsten Schritt sollen sich die TN überlegen, was die zwei als "anders" ausgewählten Personen ihrer Meinung nach von den übrigen auf dem Foto unterscheidet. Die TN überlegen nun jedeR für sich, wen sie für anders halten und warum. JedeR TN stellt seine/ihre Antwort dann der Gruppe vor. Dabei kann auch die Diskussion angeregt werden, welche persönlichen Erfahrungen und Annahmen der jeweiligen Antwort zugrunde liegen. Der/Die TR behauptet dann, zu wissen, wer anders ist und warum (Tatsächlich ist diese "Lösung" auch nur eine Interpretationsvariante von vielen möglichen). "Die zwei Frauen sind Lastwagenfahrerinnen!" eröffnet der/die TR den TN.

Der durch diese unerwartete Antwort ausgelöste Effekt kann entweder so im Raum stehen gelassen werden oder mit den TN besprochen werden. Falls eine reflexive Diskussion angestrebt wird, sollte der Frage nachgegangen werden, warum bestimmte Andersartigkeiten angenommen und andere ausgeblendet wurden und welche geschlechtsspezifischen Vorurteile und Annahmen hinter den Antworten stehen.
Dauer30 min 
Materialien:Foto mit einer Gruppe von Personen (z.B. aus einer Zeitung/Zeitschrift oder dem persönlichen Fundus).
Anmerkungen:Die Methode eignet sich als Einführung für TN mit wenig Erfahrung zu geschlechtssensiblen Methoden, die die geschlechtsspezifische Sozialisation behandeln. In Gruppen mit viel Vorerfahrung wird sich der Aha-Effekt in Grenzen halten.

Je nach gewünschtem Grad der Intervention durch die/den TR kann das Photo auch schon vorab beschriftet sein mit: "Zwei auf diesem Bild sind anders". Darunter steht die Antwort; allerdings muss diese dann mit einer undurchsichtigen Folie überklebt sein und darf erst in der zweiten Diskussionsphase geöffnet werden. Damit stehen die verbale Anleitung durch den/die TR und damit auch die Interaktion zwischen TR und TN im Hintergrund und die Aktivität der TN im Vordergrund.

Die Übungsaufgabe kann auch an Kleingruppen gestellt werden anstatt an Einzelne, wodurch ein zusätzlicher gruppendynamischer Prozess ausgelöst wird.

Der Anpassung der Thematik an die Bedürfnisse der TN und die Zielsetzungen der Maßnahme sind keine Grenzen gesetzt. So kann der zweite Satz auch lauten: "Sie sind Kindergärtner." Wenn ausschließlich Männer auf dem Bild zu sehen sind. Oder er könnte heißen: "Sie sind seit sechs Jahren arbeitslos." Wenn es darum geht, das Stigma von langjähriger Arbeitslosigkeit zu thematisieren oder: "Sie sind (nicht) deutscher Muttersprache." wenn MigrantInnen die Zielgruppe sind, usw.
Tipp:Beamer, Diaprojektor oder Overhead eignen sich, um das Photo für alle deutlich sichtbar zumachen. Das Photo kann auch in ausreichend vorhandenen Kopien an jedeN TN einzeln ausgeteilt werden.
Zielgruppe:BerufswechslerInnen, Menschen in beruflichen Umorientierungsphasen
Frauen in Handwerk und Technik
Jugendliche und junge Erwachsene nach Abschluss des Bildungsweges
Jugendliche und junge Erwachsene vor einer Berufs- oder Ausbildungswahl