Methode:Methoden in der Berufsorientierung für Jugendliche
Oberthema:Orientierung, Standortbestimmung, Reframingarbeit, Aktivierung und Motivation
Unterthema:Berufseinstieg
Titel:Die Zukunft von Peter und Petra
Theoret. Abriss:Oft gelingt es Jugendlichen nur schwer, Geschlechterklischees zu benennen und sich von geschlechtergeprägten Rollenvorstellungen zu lösen. Noch viel schwieriger erscheint das aktive Engagement für eigene, nicht geschlechterkonforme Vorstellungen und Ideale. Ein erster Schritt in diese Richtung kann über die kreative Entwicklung von Lebensmustern fiktiver Personen gelingen. Dort, wo sich Menschen nicht persönlich betroffen fühlen, fällt es ihnen viel leichter, von gesellschaftlichen Normen und Werten Abstand zu gewinnen und unkonventionelle Ideen zu entwickeln. Damit diese für das eigene Leben bedeutsam werden, ist es dabei aber wichtig, dass sich die Jugendlichen zunehmend mit den "erschaffenen" Personen identifizieren, ihre Rolle einnehmen und aus ihrer Sicht argumentieren. So können neue, argumentativ gefestigte Zukunftsperspektiven entstehen, über deren Schwierigkeiten und Möglichkeiten durchaus Bewusstsein vorhanden ist, die aber trotzdem oder gerade deswegen als erstrebenswert und realisierbar erscheinen.
Art der Übung:Kleingruppenarbeit
Übungsziel:Bewusstwerdung tradierter Geschlechterrollenvorstellungen, Wahrnehmung von gesellschaftlichen/kulturellen Idealen.
Quelle:Poggensee, Heike (2001): Peter und Petra, in: Burbach, Christiane/Schlottau, Heike (Hg.): Abenteuer Fairnes - Ein Arbeitsbuch zum Gendertraining, Göttingen, Seite 151-152.
Beschreibung:Einleitung: Die TN sollen gemischt-geschlechtliche Kleingruppen von je 3-5 Personen bilden und bekommen den Auftrag, in jeder Gruppe zwei fiktive Lebensläufe für die beiden "Nachbarskinder" Peter und Petra zu entwerfen. Als Vorbereitung werden die TN einerseits dazu ermuntert, Visionen und eigene Wünsche zu formulieren, die über traditionelle Geschlechterzuweisungen hinaus reichen, andererseits sollen durchaus realistisch auch Brüche, Krisen und Schwellen im Lebenslauf zur Sprache kommen.

Durchführung: Die Mitglieder der Kleingruppen sollen sich die Nachbarskinder Peter und Petra, die gerade eingeschult werden vorstellen und sich deren weiteren Lebensweg bis zum 40. Geburtstag ausmalen. Die beiden in jeder Gruppe so entstandenen Lebenswege werden anschließend auf Plakaten dargestellt. Für die Darstellung eignet sich das Aufmalen einer Lebenslinie, die sich weiter verzweigen kann (z.B. in eine berufliche und eine familiäre Linie) und deren markante Punkte beschriftet werden.Anschließend stellen die Kleingruppen ihre gezeichneten Lebenskurven nacheinander im Plenum vor und untermauern das "Wie" und "Warum" des privaten und beruflichen Werdegangs mit den Argumenten, die in der Kleingruppe besonders überzeugt haben.
Dauer1 h 30 min
Materialien:
  • 2 Plakate pro Gruppe
  • verschiedenfärbige, dicke Filzstifte
  • Klebeband bzw. Magnete und Magnettafel
Anmerkungen:Wesentlicher als die Präsentation und Diskussion im Plenum ist bei dieser Methode die Auseinandersetzung der jungen Männer und Frauen mit ihren unterschiedlichen Lebenswelten. Besonders spannende Gespräche entwickeln sich angesichts von Schwellen und Brüchen im Lebenslauf, wenn die Gruppe sich einigen muss, ob etwa Peter oder Petra nach der Geburt eines Kindes die Berufslaufbahn unterbricht, auf Teilzeit geht oder um der Karriere willen umzieht. Auch neben diesem Entscheidungsprozess kann die allgemeinere Frage, wie partnerschaftliche Beziehungen innerhalb unserer Kultur, in Zeiten relativ hoher Arbeitslosigkeit etc. gelebt werden können, einen breiten Raum einnehmen.
Zielgruppe:Jugendliche und junge Erwachsene nach Abschluss des Bildungsweges
Jugendliche und junge Erwachsene vor einer Berufs- oder Ausbildungswahl