Methode:Methoden in der Berufsorientierung für Frauen
Oberthema:Einkommen/Gehalt
Titel:Gehalt verhandeln
Theoret. Abriss:Seit mehr als 30 Jahren ist verankert, dass für gleiche Arbeit gleicher Lohn zu zahlen ist. Trotzdem sind die Einkommensunterschiede zwischen Frauen und Männern in Österreich noch immer nicht Geschichte und werden vielmehr sogar eher größer als kleiner. Es gibt keinen einzigen Arbeitsbereich, in dem Frauen im Schnitt mehr verdienen als Männer. Selbst bei gleicher Qualifikation verdienen sie für die gleiche Arbeit um bis zu 15 Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen. Diese Differenz ist sachlich nicht begründbar und damit auf Lohndiskriminierung von Frauen zurückzuführen.

Über Geld sprechen wir nicht oft und nicht gern, weder privat noch beruflich. Steht dann eine Gehaltsverhandlung anlässlich einer neuen Stelle, eines neuen Auftrages, oder die Verwirklichung eines Gehaltserhöhungswunsches an, fehlt schlicht die Übung. Aus Angst davor, als nicht bescheiden zurückgewiesen zu werden, fällt es Frauen schwer, diese Gesprächsform "sportlich" zu nehmen. Doch auch hier macht Übung die Meisterin!
Art der Übung:Einzelarbeit
Rollen- oder Planspiel
Übungsziel:Erlangen von Sicherheit und Selbstbewusstsein durch gründliche Vorbereitung auf die Gehaltsverhandlung, Kennen des eigenen Gehaltsverhandlungsspielraums und Reflexion typischer Verhaltensmuster.
Quelle:Mädchenzentrum Amazone: Toolbox Einkommensschere, 2007, Seite 192-194.
Beschreibung:Schritt 1: Grundlage eines Gehaltsverhandlungsgespräches ist die Kenntnis des eigenen Verhandlungsspielraumes. Der/Die TR erklärt den TN den Unterschied zwischen einer brutto bzw. netto Gehaltsforderung. Dann ermitteln die TN ihren Marktwert am regionalen Arbeitsmarkt. Dazu können die TN Kollektivverträge bzw. Recherche/Gespräche mit BrancheninsiderInnen verwenden. Entspricht dieser Marktwert ihren Wunschvorstellungen? Folgende Fragen unterstützen dabei: Mit welchem Einkommen haben Sie sich in der Vergangenheit wohl gefühlt? Bei welchem Einkommen ungerecht entlohnt? Warum? Wie begründen Sie eine Entlohnung über dem Durchschnitt? usw. Der/Die TR formuliert gemeinsam mit den TN ein möglichst realistisches Wohlfühleinkommen.

Schritt 2: Nun werden die Lebenshaltungskosten der TN ermittelt (s. auch die Methode Haushaltsplan). Daraus ergibt sich ein konkreter Gehaltsverhandlungsspielraum mit einer Untergrenze und einem Wunschgehalt. Dabei macht der/die TR auch deutlich, was es heißt, eine Arbeit unterhalb dieser Schmerzgrenze anzunehmen.

Schritt 3: Die TN beschreibt das bevorstehende Gespräch. Der/Die TR übernimmt die Rolle der TN im Gespräch, die TN spielt ihr Gegenüber. Ein Platzwechsel ist ratsam, er erleichtert den Perspektivenwechsel. Die übrigen TN beobachten das Rollenspiel.Die TN bekommt den Auftrag, sich aus der Rolle des/r Gesprächspartners/in zu beobachten: Welche Gefühle und Gedanken löst das Verhalten ihres Gegenübers aus?

Schritt 4: Abschließend folgt die Auswertungsphase: Inhalt und Ergebnis des Gespräches werden reflektiert, die BeobachterInnen geben Feedback hinsichtlich Stimme, Körpersprache und Argumentation. Folgende Fragen unterstützen dabei: Was ist Ihnen aufgefallen? Was hat Sie verwundert? Was möchten Sie auf keinen Fall tun? Was hat Ihnen als Gesprächspartnerin gut getan? Woran möchten Sie arbeiten? Was können Sie für das Gespräch in der Realität verwenden? usw.

Aus diesen Erkenntnissen entwickelt die TN alternative Handlungsmöglichkeiten, die sie gegen weniger erfolgreiche Verhaltensmuster austauschen kann. Abschließend wird die konkrete Vorgangsweise mit der TN besprochen und eine Choreographie des anstehenden Gesprächs entworfen.
Dauer2 h
Materialien:Arbeitsblatt "Gehalt verhandeln"
Anmerkungen:Schritt 1 und 2 verstehen sich als formale Vorbereitung für ein Gehaltsverhandlungsgespräch und können auch als "Hausübung" vorbereitet mitgebracht werden. Der zweite Teil ist als Rollenspiel konzipiert: Die TN beobachten sich selbst aus der Rolle ihres Gegenübers, indem sie die Rolle ihrer Gesprächspartnerin bzw. ihres Gesprächspartners einnehmen.
Tipp:Frauen sind sich des (Geld-)Wertes der eigenen Arbeitskraft selten bewusst. Der/Die TR sollte die TN dabei bestärken, selbstbewusst nicht nur ein angemessenes, sondern auch ein gutes Einkommen zu verlangen.
Zielgruppe:ältere Frauen
Frauen in Handwerk und Technik
Frauen nach langer Abwesenheit von der Erwerbsarbeit
Dateien:öffnen  371_Gehalt verhandeln.pdf  (PDF  35 KB)