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Lektüretipp (DIE ZEIT, 15.01.2009): Der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt über die globale Finanzmarktkrise
Zeit: 28.01.2009
Land: Deutschland / Global
Aus dem einleitenden Teil: "Zu Beginn der 1990er Jahre war der Kalte Krieg zu Ende gegangen, und die Dreiteilung der Welt in West, Ost und »Dritte Welt« machte der technologischen Globalisierung und der ökonomischen Öffnung Chinas und aller Nachfolgestaaten der ehemaligen Sowjetunion Platz. Seither ist der grenzüberschreitende Kapital- und Geldverkehr überaus schnell gewachsen. Zugleich erlaubte die Vernetzung von Computern eine bisher ungeahnte Elektronisierung dieses globalen Kapital- und Geldverkehrs. Die Computer ermöglichten alsbald auch die Schaffung hochkomplizierter und deshalb in ihren Risiken undurchsichtiger Finanzinstrumente, sogenannter Derivate, darunter vielerlei Zertifikate. Die angloamerikanische Finanzindustrie hat dafür den hochtrabenden Namen »Finanzprodukte« in Gebrauch genommen. Tatsächlich aber wurden damit kaum zusätzliche Werte produziert, sondern zusätzliche Gewinne und zusätzliche Schulden (in den USA insbesondere Hypothekenschulden). Es handelt sich um Hunderttausende verschiedenartiger Wertpapiere, hinter denen sich vielfältige gefährliche Konstruktionen verbergen. Die allermeisten dieser Papiere haben das gemeinsame Merkmal, dass Gewinn und Einkommen des jeweiligen Urhebers von Anfang an gesichert sind, während das sorgfältig verborgene Risiko der Wertminderung eines Derivats oder gar eines Absturzes allein beim Käufer des Papiers liegt - eine gut getarnte Form von Raubtierkapitalismus. Die allzu gutgläubigen Käufer dieser Papiere - darunter vieler Hypotheken-Derivate - waren Pensionsfonds, Hedgefonds, Investmentbanken, Geschäftsbanken einschließlich aller deutschen Landesbanken! Und es waren ganz normale Sparer, leider auch in Deutschland. (...)"
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