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Lektüretipp (standard.at): Konrad Paul Liessmann über die "Diktatur der Geschäftigkeit" an den Hochschulen
Zeit: 30.10.2012
Land: Österreich
"(...) Seit sich die neuzeitliche Idee der Universität festigte, gibt es den Ruf nach einer unbedingten Freiheit, die allein der Aufgabe und dem Wesen der Wissenschaft und ihrer Vermittlung gerecht werden könne. Gleichzeitig war dieses Bestreben stets von dem Verdacht begleitet, dass eine Institution wie die Universität, die immer auch mit politischen, religiösen und ökonomischen Interessen verquickt war, diese Freiheit nur schwer garantieren könne. Jene Unabhängigkeit, die der Geist braucht, um ohne Rücksicht auf fremde Interessen forschen und das Erkannte vermitteln zu können, schien an Universitäten, gleich ob sie vom Staat oder von Privaten finanziert wurden, nur bedingt gewährleistet.
Die Geschichte der europäischen Wissenschaften ist auch eine Geschichte der Skepsis gegenüber dem institutionalisierten Lehr- und Forschungsbetrieb. Dazu nur einige Beispiele aus der Philosophie, sicher eine diesbezüglich besonders sensible Disziplin. Als der jüdisch-portugiesisch-niederländische Linsenschleifer, Privatgelehrte und Philosoph Baruch Spinoza, unter Kennern schon eine geheimnisvolle Berühmtheit, einen ehrenvollen Ruf an die Universität Heidelberg erhielt, lehnte er diesen mit dem Hinweis ab, dass er nicht wisse, in welchen Grenzen er an diesem Ort philosophieren müsse; 200 Jahre später schrieb der junge Friedrich Nietzsche, soeben als Professor für Alte Sprachen an die Universität Basel berufen, dass zum Philosophieren nur eines notwendig sei: "Freiheit und immer wieder Freiheit." (...)"
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